Alternativvorschlag zum bisherigen Religions- und zum Islamunterricht in Bayern
Februar 2021: Islamunterricht wird in Bayern ab kommendem Schuljahr – nach einer Testphase seit 2009 - als Wahlpflichtfach eingeführt werden. So wird in den Medien kommuniziert.
Bayern führt „Islamunterricht“ an Schulen als Wahlpflichtfach ein (migazin.de)
Meiner Meinung nach löst die Einführung dieses Schulfaches nicht die eigentlichen Probleme im Umgang mit Menschen anderer Glaubensrichtungen und mit Migrationshintergrund.
Im Folgenden wird versucht, eine Alternativlösung aufzuzeigen.
Der Entwurf stammt bereits aus dem Jahr 2016, hat jedoch an Aktualität nicht nachgelassen:
Aktueller religionspolitischer Stand
Viele Flüchtlinge kommen nach Europa bzw. nach Deutschland. Viele Menschen mit Migrationshintergrund leben Jahrzehnte in Deutschland. Menschen verschiedenster Glaubensrichtungen wohnen und leben in Deutschland. Manche mehr, manche weniger gut integriert.
Jeder bringt seine Kultur hier im Land ein – egal ob Sachse oder Bayer, Syrer oder Israeli, Pole oder Amerikaner, Japaner oder Chinese. Hinter jeder Kultur steckt im Grunde genommen ein bestimmter Glaube (wer nichts glaubt, glaubt dennoch auch etwas) für viele eine bestimmte Religion. Ganze Staatensysteme fußen auf religiösen Vorstellungen (Israel, arabische Staaten, China, Japan, ...).
„Für eine Neutralisierung des Religionsunterrichts“
Derzeit läuft eine Debatte, ob der Islam (nicht) zu Deutschland gehört. Es geht auch um Islamunterricht an den Schulen. Ich sehe die Zeit ist reif, für ein Umdenken in der religionspolitischen Bildung als günstig und möchte dies in den nächsten Punkten anhand unserer „Grundsätze und Eckpunkte“ erklären:
„Die allgemeinste Aufgabe des Staates aus christlicher Sicht ist, das Böse zu bestrafen und das Gute zu fördern, und zwar zum Wohle des Einzelnen. Ziel ist unter anderem, dass die Bürger ein freies, sicheres und sittliches Leben führen können. Der Staat ist demnach dazu da, ein nötiges Mindestmaß an öffentlicher Ordnung zu garantieren. Der Rechtsstaat ist gleichsam dadurch legitimiert, dass der, der Gutes tut, sich vor der Staatsgewalt nicht zu fürchten braucht. Der Staat hat nicht die Aufgabe, seinen Bürgern sämtliche Gebote Gottes vorzuschreiben. Gerade als Christen wissen wir um die gefallene, sündhafte Natur des Menschen. Würde der Staat alle Gebote Gottes strafrechtlich verfolgen, wäre jeder Mensch betroffen. Das staatliche Recht ist stattdessen dazu da, auf nachhaltige Weise die notwendige Ordnung und Sicherheit zu garantieren, damit jeder in seiner von Gott gegebenen persönlichen Freiheit leben kann. Auch soll der Staat Randbedingungen schaffen und aufrechterhalten, die ein sittliches, Gott wohlgefälliges Leben ermöglichen. Das Grundgesetz drückt denselben Sachverhalt so aus, dass der Staat die persönliche Freiheit des Einzelnen respektieren und schützen soll, diese Freiheit aber von der Freiheit des Anderen und dem Sittengesetz begrenzt ist. Das Lernen und Lehren nach Gottes Geboten zu leben ist stattdessen den christlichen Gemeinden aufgegeben. Auch Mission und Evangelisation sind dort beheimatet und nicht Aufgabe des Staates.“
(Quelle: Bündnis C - Grundsätze 3/2015 2. Die politische Basis 2.1. Die Aufgabe des Staates)
Demnach ist es auch nicht die Aufgabe des Staates speziellen islamischen Unterricht zu betreiben.
Schulen sind Orte der Wissensvermittlung: Wissen über Naturgesetze, Grundlagen des Rechnens und Schreibens, Sprachen lernen, Erlernen der Fähigkeit Meinungen auszutauschen, andere zu respektieren und mit ihnen in ordentlicher Weise umzugehen. Schüler sollen möglichst auf das Leben in der Gesellschaft vorbereitet werden. Dazu gehört auch ein gewisses „Mindestmaß an öffentlicher Ordnung zu garantieren“ in dem man ein Mindestmaßes an Ordnung vermittelt.
Ein – wenn auch ziemlich schräges - Beispiel: Jeder erwartet von einem Mathematikunterricht bzw. beim Rechnen lernen, dass 1+1 = 2 und beispielsweise nicht = 3 ist. Es ist Grundsatz und unveränderbares Wissen. Es ist auch nicht verhandelbar.
Ich las einmal eine Geschichte über einen Lehrer, der in zwei Dörfern weit hinter den Bergen angestellt wurde. In dem einen Dorf wurde stets 2 + 2 = 4 gelehrt. In dem anderen Dorf hinter dem nächsten Berg war das Ergebnis bei 2 + 2 = 3. Der Lehrer lehrte an beiden Orten nun, dass 2 + 2 = 4 ist und machte sich so unbeliebt bei den Ältesten des zweiten Dorfes. Nach einiger Zeit wurde ihm zugetragen, dass in jenem Dorf wieder so gelehrt werden solle, wie es schon immer war. Es kam zum Streit zwischen den Ältesten der beiden Orte. Sie beriefen eine Versammlung ein und einigten sich auf einen Kompromiss: um niemanden zu verletzen einigte man sich auf 2 + 2 ist gleich 3,5. Man traf sich in der Mitte – aber: das Ergebnis war total falsch.
Auch das religiöse Leben fußt auf festgelegten Grundlagen, die man kennen sollte: Egal, ob man gläubig ist oder nicht. Ein besseres Wissen über andere Glaubensvorstellungen und -grundlagen sind zwar keine Garantie für eine Verbesserung der öffentlichen Ordnung, aber es hilft, bestimmte Motivationen besser zu verstehen:
Warum handelt ein Mensch mit muslimischen Werten anders als einer mit christlichen oder atheistischen? Wie kann es gelingen, Menschen zu einer Gemeinschaft in unserem föderalen Staatensystem besser zu integrieren, wenn es unterschiedliche Grundlagen und Ansichten gibt?
Indem man sie kennen lernt. Und man lernt mit der Andersartigkeit der Menschen allgemein umzugehen.
Das sagt noch nichts darüber aus, welche Religion die richtige ist oder die falsche. Aber es lehrt zu verstehen. Letztendlich ist das, was man glaubt, das Ergebnis eines Suchen und Findens im Prozess oder durch Erleben.
Ein Beispiel: Während des „Ramadan“ fasten muslimische Menschen 4 Wochen lang. Dieses Fasten ist den Menschen muslimischen Glaubens sehr wichtig (eine der 5 wichtigen Säulen des Islam). In dieser Zeit gibt der „Arbeitskreis Islam“ der „Evangelischen Allianz Deutschland“ einen Gebetskalender für Christen heraus, um für die Muslime zu beten. In diesem jährlich mit neuen Informationen bestückten Kalender werden einzelne Volksgruppen erläutert und warum sie so glauben und nicht wie die anderen Volksgruppen. Es wird erklärt, was Muslime dürfen, was nicht.
In dem Gebetsheft von 2016 wird u.a. geschrieben:
„Angesichts der wachsenden Informationsflut ist es ganz entscheidend, wie wir unser Verständnis der Welt um uns herum prägen lassen. Die Informationen in diesem Gebetsheft über die islamische Welt kommen von Menschen, die unter Muslimen leben, um sie zu lieben und zu segnen. Wir sind überzeugt, dass wir am besten von Muslimen selbst lernen können, was sie wirklich glauben. Wir hoffen, dazu beizutragen, dass unsere Leser die Bandbreite von Kulturen und Überzeugungen in der islamischen Welt verstehen.“
Quelle: (2016_web_30_Tage_Booklet_Erw.pdf (30tagegebet.de) )
Nur wer versteht, kann Verständnis aufbringen. Das hilft im Umgang mit Muslimen genauso, wie mit Christen verschiedener Konfessionen, Buddhisten, Hindus, Atheisten, usw.